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Naht das Ende der Amphibien?
Massives Sterben von Fröschen und Kröten weltweit


(umg.info 2001_22) Mehr als 20 verschiedene Amphibien-Arten Nord­amerikas sind in der vergangenen Dekade ausgestorben. Wissen­schaftler in aller Welt beschäftigen sich mit der genauen Frage, warum die Lurche und Froschtiere so massiv vom Aussterben bedroht sind. Das Wissenschaftsmagazin Nature berichtet über das Verschwinden der Amphibien.
"Amphibien sterben aufgrund der klimatischen Veränderungen auf der Erde. Kleinere Teiche sind durch die Erwärmung seichter ge­wor­den, die kleinen Embryos sind dadurch stärker dem Sonnenlicht ausgesetzt. Das macht die Tiere empfindlicher gegen Krankheiten", erklärt Joseph Kiesecker von der Pennsylvania State University. Kieseckers Team hat das Brutverhalten der Kröte Bufo Boreas in den Cascade Mountains in Oregon untersucht und festgestellt, dass ultraviolettes Licht dem Wachstum der Embryos schadet und zu einer rapiden Zunahme von Pilzerkrankungen der Tiere führt. Die Über­le­bens­rate der Tiere, die in Gewässern lebten, die tiefer als 50 cm waren, war wesentlich höher.
 
Der heftige El Nino-Effekt, der den Kreislauf der Winterniederschläge und die Schneelage bestimmt, habe das Leben der Amphibien wesent­lich beeinflusst, so der Forscher. "Aber auch global gesehen geht es den Amphibien durch schrumpfende Lebensräume und massive Um­welt­verschmutzung an den Kragen", meint Kiesecker. Pilzerkrankungen haben riesige Froschpopulationen in Australien vernichtet. Auch der amerikanische Wissenschaftler Tim Halliday, der internationaler Direktor der Declining Amphibian Populations Task Force ist, be­fürch­tet, dass Frösche und Lurche bald gänzlich von der Erde ver­schwun­den sein werden. "Wir beschäftigen uns mit so enormen Prozessen, dass ich kaum Auswege sehe, diese innerhalb weniger Jahre rück­gängig zu machen."
 
In Frankreich fürchten Umweltschützer hingegen eine Invasion ameri­kanischer Ochsenfrösche, die ohne natürliche Fressfeinde alle Teiche, Tümpel und Seen leer fressen. Ochsenfrösche werden bis zu zwei Kilo schwer. An der Atlantik-Küste bei Bordeaux hat der Frosch­forscher Christophe Coic rund 5.000 Ochsenfrosch-Männchen gezählt. Nun soll die Jagd auf die Bio-Invasoren freigegeben werden. Für Gour­mets dürfte das interessant sein, da die Ochsenfrösche Liefer­anten der begehrten Froschschenkel sind (pte).


Kiesecker, J. M., Blaustein, A. R. & Belden, L. K. (2001): Complex causes of amphi­bian population declines. Nature 410 (6829): 681-684


Keywords: Amphibien, Amphibiensterben, Amphibian Decline, Artensterben, Rück­gangs­ursachen, Klimawandel, Krankheiten, Lebensraumverlust, Umwelt­ver­schmutzung, Neozoen
 

 


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