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Der Fuchsbandwurm
Gefährlich, aber äußerst selten (umg.info 2010_07) Eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm kann bei Menschen dramatische gesundheitliche Folgen haben, kommt tatsächlich jedoch nur ausgesprochen selten vor. Dabei ist die Angst, sich beim Verzehr von Waldbeeren oder Bärlauch zu infizieren, wohl nur ein Schreckgespenst. Wahrscheinlicher ist die Infektion durch Kontakt mit infizierten Tieren, beispielsweise Füchsen oder Hunden. Der Kleine Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) ist ein Parasit, der eigentlich im Dünndarm des Fuchses lebt. Wird er allerdings auf den Menschen übertragen, kann er zu der im schlimmsten Fall tödlichen alveolären Echinokokkose führen. Zwischen der Infektion und dem Auftreten der ersten Symptome können bis zu fünfzehn Jahre vergehen. Es ist immer noch nicht genau geklärt, wie die Übertragungswege auf den Menschen aussehen. Die Wurmeier werden mit dem Kot des Fuchses ausgeschieden und müssen vom Menschen aufgenommen werden. Besonders infektionsgefährdet sind in der Landwirtschaft oder dem Waldbau tätige Personen und Menschen mit direktem Kontakt zu toten Füchsen, wie Jäger, Tierärzte und Kürschner. Aber auch Hunde- und Katzenbesitzer weisen ein erhöhtes Risiko auf, da neben dem Fuchs auch Hunde und Katzen vom Fuchsbandwurm befallen sein können. Die Ansteckung der Haustiere erfolgt über den Verzehr von infizierten Mäusen, die den eigentlichen Zwischenwirt des Fuchsbandwurmes darstellen. Durchs Streicheln gelangen im Fell haftende Bandwurmeier auf die Hände des Menschen und so möglicherweise in den Mund. Der Lebenszyklus des Kleinen Fuchsbandwurmes ist durch einen interessanten Wirtswechsel gekennzeichnet. Als nur wenige Millimeter großer Bandwurm lebt er im Dünndarm des Fuchses, seltener in Hunden oder und Katzen, und schädigt diese Endwirte kaum. Die Wurmeier werden mit dem Kot ausgeschieden. Zwischenwirte wie Feldmäuse, Schermäuse, Rötelmäuse oder andere Nagetiere nehmen die Eier auf. Im Darm des Zwischenwirtes schlüpfen kugelförmige Larven, die über den Blutstrom in die Leber gelangen, wo sich zahlreiche Kopfanlagen von zukünftigen Bandwürmern entwickeln. Wird das erkrankte Nagetier, das wohl eine leichte Beute ist, von einem Fuchs gefressen, gelangen die Entwicklungsstadien wieder in den Fuchsdarm, wo sich die Kopfanlagen an der Darmwand anheften und der Bandwurm sein Wachstum und die Produktion der Eier beginnt. Der Mensch ist ein Fehlzwischenwirt. Aber auch im Darm des Menschen schlüpfen aus den Eiern Larven, die sich in der Leber, seltener auch in anderen Organen festsetzen und dort zu wuchern beginnen, ähnlich einem bösartigen Krebstumor. Unbehandelt führt die alveoläre Echinokokkose zum Tode. Eine Heilung durch eine chirurgische Entfernung des Parasiten ist meist nur im Frühstadium möglich. Heute bestehen aber relativ gute Chancen, durch eine Chemotherapie mit Medikamenten, die das Wurmwachstum stoppen, das Leben zu verlängern. Eine übertriebene Panikmache ist fehl am Platz, da das Infektionsrisiko für den Menschen sehr gering ist. Eine Übertragung von Bandwurmeiern über kontaminierte Pilze oder Waldbeeren wurde bisher noch nie nachgewiesen. Der beste Infektionsschutz sind Hygiene und häufiges, gründliches Händewaschen, besonders nach Kontakt mit Tieren oder Arbeiten mit Erde. Mäuse fangende Katzen und Hunde sollten regelmäßig mit einem speziellen Medikament entwurmt werden. Die Eier des Fuchsbandwurmes sind äußerst resistent, bleiben monatelang infektiös und überstehen auch ein Tiefkühlen bei -20°C oder eine Behandlung mit Desinfektionsmitteln. Kochen tötet sie allerdings ab. Die zukünftige Entwicklung der Fuchsbandwurmerkrankungen ist zu beobachten. In den letzten Jahren sind sowohl die Bandwurmbefallsrate unter den Füchsen als auch die Fuchspopulation selbst angestiegen. Theoretisch könnte durch das Vordringen der Füchse in Siedlungsgebiete und Städte das Infektionsrisiko für den Menschen steigen. Bosch, S. (2000): Bergen feldbiologische Arbeiten Gesundheitsrisiken? Aktuelles zu Zecken und Fuchsbandwurm. Vogelwarte 40 (3): 224-228 Eckert J. & Deplazes P. 1998. Der „gefährliche Fuchsbandwurm“. Wildbiologie 13/3, 4 S. Loos-Frank B., Kimmig P. & Lucius R. (1992): Merkblatt zur Biologie, Verbreitung und Diagnose des Kleinen Fuchsbandwurmes Echinococcus multilocularis in Mitteleuropa, sowie Ratschläge zur Vermeidung von Infektionen. Schriftenreihe für Ökologie, Jagd und Naturschutz 1, S. 51-63 Romig T., Kimmig P. & Hinz E. 2002. Bei Menschen selten, aber lebensbedrohlich: Der Kleine Fuchsbandwurm. Biologie in unserer Zeit 32 (4): 208-216 Keywords: Mensch, Fuchsbandwurm, Parasit, Infektionsrisiko |
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