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Stechmücke nicht gleich Stechmücke
Londons lästige und weniger lästige Mücken


(umg.info 2017_01) Die Gemeine Stechmücke (Culex pipiens) ist uns allen schon in manchen Sommernächten lästig geworden. Wenig be­kannt ist, dass zwei unterschiedliche Formen existieren: Eine ober­irdische - Culex pipiens pipiens, die bevorzugt an Vögeln Blut saugt, und eine an unterirdische Lebensräume, etwa U-Bahnen angepasste - Culex pipiens molestus, die an Säugetieren und auch am Menschen saugt, wie in London beobachtet wurde. Morphologisch sind die Typen schwer zu unterscheiden und es ist nach wie vor unklar, ob es zwei verschiedene Arten, zwei Unterarten oder lediglich zwei ver­schiedene Biotypen sind.

Neben unterschiedlichen Lebensräumen und unterschiedlichen Wirts­präferenzen unterscheiden sich die Formen auch in ihrer Art der Über­winterung: Bei C. p. pipiens pflanzen sich die Tiere im Winter nicht fort, wohingegen die unterirdischen C. p. molestus sich ganz­jährig vermehren, was für den Menschen besonders unangenehm ist, da er auch im Winter gestochen wird. Die pipiens-Form ist für die erste Eiablage zwingend auf eine Blutmahlzeit angewiesen, während C. p. molestus die ersten Eier auch ohne vorher Blut zu saugen ab­le­gen kann. Die Paarung kann bei C. p. molestus auf engem Raum er­fol­gen, wohingegen C. p. pipiens oberirdisch die typischen Mücken­schwärme bildet, in denen die Weibchen die Männchen finden. Beide legen ihre Eier auf Wasseroberflächen, für die Entwicklung der Larven genügen selbst kleinste Wasseransammlungen.

Byrne und Nichols (1999) vermuten, dass sich die unterirdisch le­ben­de molestus-Form nur einmal entwickelt und danach weltweit aus­ge­brei­tet hat bzw verschleppt wurde. Denn die Forscher konnten kei­nen Genfluss zwischen dem oberirdischen und dem unterirdischen Typ desselben Gebietes feststellen, wohingegen sich unterirdische C. p. molestus Formen verschiedener Gebiete in Kreuzungsexperimenten erfolgreich fortpflanzten.

In Südeuropa ist der Genfluss zwischen den Typen größer. C. p. pipiens und C. p. molestus kommen in Portugal gemeinsam in ober­irdischen Habitaten vor (Gomes et al, 2009) und auch hybridisieren. Dies ist von besonderer Bedeutung, da die pipiens-Form sich da­hin­geh­end verändern könnte, dass sie neben Vögeln auch Menschen sticht. Dies könnte eine Übertragung von Krankheitserregern wie dem West-Nil-Virus von Vögeln auf den Menschen ermöglichen.


Literatur:
 
Byrne, K. & Nichols, R. A. (1999): Culex pipiens in London Underground tunnels: differentiation between surface and subterranean populations. Heredity 82: 7-15, https://www.nature.com/articles/6884120.pdf
Gomes, B., Sousa, C. A., Novo, M. T., Freitas, F. B., Alves, R., Corte-Real, A. R., Salgueiro, P., Donnelly, M. J., Almeida, A. P. G. & Pinto, J. (2009): Asym­metric introgression between sympatric molestus and pipiens forms of Culex pipiens (Diptera: Culicidae) in the Comporta region, Portugal. BMC Evolutionary Biology 9: 262, https://bmcevolbiol.biomedcentral.com/track/pdf/10.1186/14 71-2148-9-262?site=bmcevolbiol.biomedcentral.com


Keywords: Stechmücke, Culex pipiens, Krankheitsüberträger, Krank­heits­vektoren
 

 


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