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Globale Erwärmung zerstört "ökologische Feinabstim­mung"
Forscher untersuchen Interaktion zwischen Pflanzen und Tieren


(umg.info 2001_13) Extreme Auswirkungen der globalen Klimaver­än­derung auf Insekten und deren Entwicklung konnte der Wissen­schaft­ler Marcel Visser vom Niederländischen Insitut für Ökologie nach­weis­en. Ökologi­sche Beziehungen, wie sie in der Natur sehr häufig vor­kommen, wer­den durch Temperaturveränderungen empfindlich ge­stört.
 
"Fein abgestimmte Gleichgewichte, wie etwa das Verhalten von Bienen und Pflanzen, werden als Konsequenz der globalen Er­wärm­ung ge­stört", so Visser. Wenn Forscher genauer auf diese Zus­am­men­hän­ge achten, werden sie einige Beispiele entdecken können. "In den ver­gangenen 25 Jahren hat die Temperatur im Frühling stetig zugenom­men, aber die kalten Tage im Winter sind nicht mehr geworden." Die Verschiebung der Temperatur hat zum Beispiel das Leben des Frost­spanners Operophtera brumata und der Eichen verändert. Für beide Lebewesen signalisiert die Temperatur einen bestimmten Abschnitt ihres Lebens: die Spinner schlüpfen als Raupen, wenn die Bäume bereits Blätter tragen. Denn die Raupen überleben nur maximal drei Tage ohne Nahrungsaufnahme.
Der schlimmste Fall war das Schlüpfen der Raupe drei Wochen vor der Blattentwicklung der Eichen. "Würde die Temperatur gleichmäßig steigen, dann würde der Lebenszyklus von beiden Lebewesen gleich­mäßig verändert. Doch das Muster der globalen Erwärmung äußert sich an verschiedenen Plätzen der Erde anders", so der Wis­sen­schaf­tler. "Das Schicksal der Raupen hat aber auf das gesamte Ökosystem des Waldes Auswirkungen." Weniger Raupen bedeutet, dass die Singvögel weniger Nahrung haben, weniger Sing­vögel bedeuten weniger Nahrung für Habichte und Wiesel. Andere Raupen entwickeln sich bei wärmeren Temperaturen besser und schneller, können jedoch nicht schnell genug von ihren Feinden gefressen werden.
 
"Wir kratzen bisher nur an der Oberfläche bei den Auswirkungen durch den Klimawechsel", sagt Humphrey Crick, Forscher des British Trust for Ornithology. In Großbritannien haben die Forscher entdeckt, dass die Vögel bereits früher mit dem Eierlegen beginnen. Umgekehrt konnten die holländischen Forscher das bei ihren heimischen Vogel-Spezies nicht beobachten. "Das legt Nahe, dass das Netz voneinander ab­hängiger Raubtiere aus dem Gleichgewicht geraten kann, weil die Evolution mit dem Klimawechsel nicht Schritt halten kann", so Vessel.
Natürlich habe es in der Geschichte der Erde immer wieder Klimaver- änderungen gegeben, doch wahrscheinlich nicht innerhalb so weniger Jahre, meint der australische Forscher Lesley Hughes von der Mac­quarie-Universität in Sydney, der die Interaktion Pflanzen - Tiere und die Auswirkungen der Klimaveränderungen untersucht. Er sehe daher eine evolutionäre Anpassung als unwahrscheinlich, da die Zeit dafür zu kurz sei (pte).


Visser, M. E. & Holleman, L. J. M. (2001): Warmer springs disrupt the synchrony of oak and winter moth phenology. Proceedings of the Royal Society London - Biological Sciences 268 (1464): 289-294


Keywords: Klimawandel, Temperaturanstieg, ökologische Folgen, ökologisches Gleichgewicht
 

 


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