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Naturbeobachtung durch Laien
Wissenschaft als Ehrenamt (umg.info 2012_03) Die systematische Erfassung von Verbreitungsdaten zur Pflanzen- und Tierwelt durch Experten kostet Geld, das oft fehlt. Dabei wären umfassende Datengrundlagen erforderlich, um Veränderungen der Tier- und Pflanzenwelt als Reaktion auf veränderte Umweltverhältnisse zu dokumentieren. Es existieren vergleichsweise wenig professionelle Langzeitstudien zu Populationsveränderungen von Pflanzen und Tieren. Andererseits sind die von Naturinteressierten und Mitgliedern naturkundlicher Vereine in ihrer Freizeit gesammelten Daten bisher zu wenig erschlossene Informationsquellen, die bei entsprechender Auswertung wertvolle Informationen zum Wandel der Tier- und Pflanzenwelt liefern könnten. Ein Problem ehrenamtlich erhobener Daten ist, dass die Beobachtungen oft nicht systematisch erfolgen und die Bearbeitungsintensität meist unbekannt ist. Trotzdem lassen sich durch geeignete statistische Methoden Aussagen zu Veränderungen in der Artzusammensetzung ableiten: Australische Wissenschaftler analysierten auf Basis von Artenlisten, die vom ornithologischen Verein in Brisbane gesammelt wurden, die Bestandsveränderungen in den vergangenen 40 Jahren für 269 unterschiedliche Vogelarten. Die Methode der „List Length Analysis“ ermöglicht es, historische Artenlisten mit aktuellen Daten zu vergleichen und statistisch abgesicherte Ergebnisse abzuleiten, auch wenn Aufnahmemethode und Erhebungsaufwand unbekannt sind. Es gibt heute etliche Forschungsprojekte, die mit Beobachtungen durch Freiwillige arbeiten. In einem Projekt zur Erfassung der Artenvielfalt im Meer in Italien wurden Freizeittaucher aufgefordert, anhand von Fragebögen bestimmte Arten zu melden. Innerhalb von vier Jahren füllten 3.825 Taucher in 13.539 Tauchstunden 18.757 Fragebögen aus und trugen dadurch innerhalb kurzer Zeit eine enorme Datenmenge zusammen. Teilweise wurden diese Daten mit Erhebungen von Experten verglichen. Die nebenbei erfassten Freizeitdaten entsprachen zu 50 bis 80 % den professionell erhobenen Daten. Das größte Problem in der Datenauswertung bereitete die ungleiche räumliche Verteilung – die meisten Daten stammten aus attraktiven Tauchregionen, weniger beliebte Küstenabschnitte waren hingegen unterrepräsentiert. Insgesamt zeigt das Projekt aber, dass Datenerfassung durch Freiwillige ein enormes Potenzial bietet – entsprechende Öffentlichkeits- und Informationsarbeit vorausgesetzt. Szabo, J. K., Vesk, P. A., Baxter, P. W. J. & Possingham, H. P. (2010): Regional avian species declines estimated from volunteer-collected long-term data using List Length Analysis. Ecological Applications 20 (8): 2157-2169 Goffredo, S., Pensa, F., Neri, P., Orlandi, A., Scola Gagliardi, M., Velarid, A., Piccinetti, C. & Zacccanit, F. (2010): Unite research with what citizens do for fun: “recreational monitoring” of marine biodiversity. Ecological Applications 20 (8): 2170-2187 Keywords: Wissenschaft, Biologie, Monitoring, Datenerfassung, Naturbeobachtung, Laien |
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