Interessantes aus Wissenschaft und Forschung

AKTUELL  |  ARCHIV  |  KONTAKT
 

 
Klappertopf (Rhinanthus) und Wiesenvielfalt
Halbparasiten fördern die Artenvielfalt im Grünland


(umg.info 2016_01) Der Kleine Klappertopf (Rhinanthus minor) ist ein Halbparasit, der seine Nährstoffe teilweise über die Wurzeln von anderen Pflanzenarten, vor allem Süßgräser und Hülsenfrüchtler, bezieht. Die Art kommt in verschiedenen Wiesentypen vor. Pywell et al (2004) zeigen in einer Studie aus Großbritannien, dass eine Aus­saat von Rhinanthus minor die Entwicklung artenreicher Wiesen­ge­sell­schaften fördert.

Arten der Gattung Rhinanthus schwächen die dominanten Gräser und verringern dadurch die Produktivität von Wiesen. Landwirten ist dies bekannt, weshalb sie die Ausbreitung dieser Halbschmarotzer, die von einem späten Wiesenschnitt profitieren, einzudämmen ver­suchen. In vielen „Naturschutzwiesen“ jedoch ist Klappertopf eine willkommene Hilfe zur Förderung der Artenvielfalt.
Auch durch das Absterben dieser einjährigen Pflanzen, die sich nur durch Samen vermehren, entstehen im Spätsommer offene Stellen, die eine Ansiedlung anderer Arten begünstigen. Die Aussaat von Klappertopf kann so als gezielte Managementmaßnahme zur Er­höhung der Artenvielfalt in Wiesen eingesetzt werden.

Ebenfalls in Großbritannien wurde der Einfluss des Kleinen Klapper­topfs auf das Vorkommen wirbelloser Tiere untersucht (Hartley et al 2015). Dabei wurden Flächen mit und ohne Vorkommen von Rhi­nan­thus minor verglichen. Die Ergebnisse sind bemerkenswert: Das Vorkommen des Kleinen Klappertopfs verringerte zwar die pflanzliche Biomasse, förderte aber die Artenvielfalt der Pflanzen, Pflan­zen­fresser, Räuber und Detritivoren. Insgesamt nehmen bei Vorkommen von Rhinanthus minor Häufigkeit und Vielfalt von Wirbellosen zu. Pflanzensäfte saugende Wanzen, Schmetterlingsraupen, Rüsselkäfer, Webspinnen, Weberknechte, Hautflügler, Asseln, Springschwänze, Schnecken und Milben profitierten vom Vorkommen des Kleinen Klappertopfs; Feldheuschrecken dagegen, die sich in erster Linie von Gräsern ernähren, wurden signifikant weniger.
Die Studie zeigt, dass parasitische Pflanzen entscheidende Aus­wirkungen auf die Häufigkeit und die Diversität von Organismen mehrerer trophischer Stufen haben können. Rhinanthus minor ist eine Schlüsselart mit Auswirkungen auf eine Reihe anderer Arten.


Literatur:
 
Pywell, R. F., Bullock, J. M., Walker, K. J., Coulson, S. J., Gregory, S. J., Stevenson, M. J. (2004) Facilitating grassland diversification using the hemiparasitic plant Rhinanthus minor. Journal of Applied Ecology 41 (5): 880-887.
Hartley, S. E., Green, J. P., Massey, F. P., Press, M. C. P., Stewart, A. J. A., John, E. A. (2015): Hemiparasitic plant impacts animal and plant communities across four trophic levels. Ecology 96 (9): 2408-2416.


Keywords: Rhinanthus minor, Kleiner Klappertopf, Halbparasit, Artenvielfalt, Biodiversität, Grasland, Wiese,
 

 


© UMG Umweltbüro Grabher | Marktstraße 18d, A-6850 Dornbirn
T +43 (0)5572 40745 | office@umg.at | www.umg.at